Aktuelles

Der Forstbezirk Hardtwald und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie beauftragte Dienstleistungsunternehmen setzen sich in vielfältiger Weise für die Staatswälder in der Region ein. In der Öffentlichkeit wird vor allem die Holzernte wahrgenommen. Viele andere Arbeiten finden eher unbemerkt statt. In einer losen Serie berichten wir deshalb über die vielfältigen Aufgaben der Forstwirtschaft in der Schwetzinger Hardt.

 

Ziegen zupfen Blätter für den Waldnaturschutz bei ForstBW

22.09.2022 - Weideauftrieb im neuen ForstBW Waldweideprojekt in der Schwetzinger Hardt

Seit Ende September grasen, zupfen und knabbern knapp 140 Ziegen, Schafe und Rinder für den Naturschutz auf der neuen Waldweide von ForstBW. Die Tiere betreiben für mehrere Wochen Landschaftspflege auf der gut 18 Hektar großen, umzäunten Fläche in der Nähe des Hockenheimrings. Sie reichern durch ihren Fraß die Strukturvielfalt im Wald an und fördern so die Biodiversität. Seit Jahresbeginn arbeitet der Forstbezirk Hardtwald im Rahmen der Lichtwaldkonzeption für die Schwetzinger Hardt an der Umsetzung der modernen Waldweide. Das Projekt wird wissenschaftlich betreut von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA).

„Durch den Fraß, das Scharren und das Wälzen der Weidetiere entstehen Kleinsthabitate für seltene Arten im Wald“, erklärt Julia Glaser, Projektbetreuerin bei ForstBW. „An die Beweidung ist unsere Kulturlandschaft, zu der auch der Wald gehört, seit Jahrhunderten gewöhnt“, weiß Dr. Mattias Rupp, FVA, und fügt hinzu: „Die Weidetiere sorgen für mosaikartige Übergangsstrukturen zwischen Offenland und Wald, die heutzutage selten geworden sind. Auf genau diese halboffene Landschaft sind aber seltene Arten angewiesen“. Auf der Waldweide Schönhaus in der Schwetzinger Hardt sollen so Habitatstrukturen für den Ziegenmelker, die Heidelerche, Laufkäferarten, Schmetterlinge, Fledermäuse und Orchideen gefördert werden. Auch Arten der Sandrasen wie das Silbergras oder die Sandstrohblume können von der Beweidung profitieren.

Früher wurden Tiere auf Weiden in den Wald getrieben, um sie zu dort ernähren. Die Bauern praktizierten dies bis zum 19. Jahrhundert, bevor die Stallhaltung den Eintrieb in den Wald ablöste. Seither haben es Arten schwer, die an die beweidete Landschaft angepasst sind. Tagfalter wie das Wald-Wiesenvögelchen benötigen etwa einen lichten, halboffenen Waldlebensraum – doch nur knapp 2% der Wälder Baden-Württembergs sind Lichtwälder. Im Rahmen der 2016 erarbeiteten Lichtwaldkonzeption für die Schwetzinger Hardt sollen lichtliebende Tier- und Pflanzenarten dort durch verschiedene Instrumente – wie die Waldweide – auf 20% der Schonwaldfläche gefördert werden.

Die auf die Waldweide Schönhaus getriebene Herde besteht aus 87 Buren-Ziegen, 50 Schafen und 8 Rindern. Sie bleibt dieses Jahr für etwa zwei bis drei Wochen auf der umzäunten Waldweide und kommt in den nächsten Jahren für zwei bis drei Stoßbeweidungen pro Jahr zurück. Durch dieses gezielte und durchdachte Weidemanagement wird die Beweidung so gesteuert, wie sie den gewünschten Tier- und Pflanzenarten am besten hilft. Im regelmäßigen Monitoring wird die Wirkung der Weidetiere auf den Wald genau beobachtet und dokumentiert. Langfristig soll die Waldweide auf 60 Hektar erweitert werden.

Die Waldweide befindet sich östlich des Hockenheimrings an der ehemaligen Ostkurve/Naturtribüne (Speyerer Weg). Sie lässt sich ausgehend vom Waldparkplatz in der Continentalstraße am Hockenheimring in zwei Kilometern Entfernung erreichen (über Grenzweg, Amiweg, Ketscher Weg und Speyerer Weg). Die Weidetiere dürfen von Waldweidebesuchern nicht gefüttert werden. Ihre Verdauung ist auf die Futterpflanzen der Waldweide angepasst. Andere Nahrung kann tödlich für sie sein.

Sanddünen, Waldnaturschutz und Klimaschäden – Aufsichtsrat besucht Schwetzinger Hardt

Ende Juli waren Minister Peter Hauk MdL, weitere Mitglieder des Aufsichtsrates von ForstBW und die Vorstände Max Reger und Felix Reining zu Gast in der Schwetzinger Hardt im Nordwesten Baden-Württembergs. Das Regionale Waldschutzgebiet ist eines von 30 „Hotspots der Biologischen Vielfalt“ in Deutschland und hat überregionale Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Gleichzeitig liegt es in der stark von Hitze und Trockenheit betroffenen Oberrheinebene.

 

Auf der Exkursion zeigten die Forstleute des Forstbezirkes Hardtwald den Aufsichtsräten, wie ForstBW Naturschutz praktisch umsetzt, um die Biodiversität zu erhöhen:

 

Derzeit entsteht in der Schwetzinger Hardt eine Waldweide auf einer Fläche von 18 Hektar. Bis zum 19. Jahrhundert trieb man Nutztiere in die Wälder, um sie dort zu ernähren. Heutzutage dient eine Waldweide dem Artenschutz, da durch das Scharren, Wälzen und den Fraß von Ziegen, Schafen und Rindern Mikrohabitate für zahlreiche gefährdete Arten entstehen.

 

Zweiter Exkursionspunkt stellte die Düne am Hockenheimring dar. ForstBW legte die nach der letzten Eiszeit entstandene Binnendüne frei, um die Besiedlung für wertvolle Sandrasengesellschaften und Insektenarten wieder möglich zu machen.

 

Schwer haben es Forstleute in der Schwetzinger Hardt mit dem Neophyt Kermesbeere. Die ursprünglich aus Amerika stammende Pflanze besiedelt jegliche frei gewordene Fläche und verhindert, dass die natürliche Vegetation wachsen kann. Sie breitet sich rasant auf großer Fläche aus. Um die bis zu zwei Meter hohe Pflanze zu bekämpfen, muss mit dem Spaten der obere Teil der Wurzel abgestochen werden. Hier haben die Aufsichtsratsmitglieder tatkräftig mit angepackt!

 

Bei der Exkursion zeigte sich auch noch ein Überraschungsgast: Die Gottesanbeterin profitiert vom Klima in der Oberrheinebene und hat sich hier angesiedelt.

 


Biotoppflege an der Vespersuhle zeigt ersten Erfolg

31.03.2022 - Im Kreuzungsbereich des Reilinger Weges zum Ketscher Weg, wurde ein Feuchtbiotop als gezielte Waldnaturschutzmaßnahme reaktiviert. Für die Verbesserung des Lebensraums von Amphibien kam ein Bagger zum Einsatz. Über die vergangenen Jahrzehnte ist der mit Grundwasser gespeiste Tümpel zunehmend verlandet. Um diesen wertvollen Lebensraum zu erhalten, bedarf es regelmäßiger Pflege. So wurde neben den Baggerarbeiten auch der Baum- und Strauchbewuchs auf einer Seite der Suhle beseitigt, um vermehrt Licht und Wärme an die Wasser- und Uferflächen zu bringen. Neben dem Kammmolch und dem Springfrosch können so auch Wasserpflanzen wie etwa das Zarte Hornblatt in der ansonsten trockenen Schwetzinger Hardt von der Maßnahme profitieren. Ende März 2022 konnte bereits der in Deutschland seltene Springfrosch nachgewiesen werden. Laichballen schwimmen im Wasser – ein unerwartet schneller Erfolg. Der Springfrosch ist nach der FFH-Richtlinie (Anhang IV) geschützt und „streng geschützt“ gemäß Bundesnaturschutzgesetz.

 

Der Ursprung der Vespersuhle ist auf die Zeit der Waldweide zurückzuführen.  Im Mittelalter trieben Bauern ihre Rinder, Ziegen und Schafe zur Waldweide in die Schwetzinger Hardt. Sie legten Tümpel an, um dem eingetriebenen Vieh eine Trinkmöglichkeit zu bieten.

 

Bitte treten Sie bei einem Besuch dem Biotop und dessen Bewohnern rücksichtsvoll entgegen.

 

Der Pflegeeinsatz wurde von einer Drohne filmisch begleitet. Leitet Herunterladen der Datei einDas Video können Sie sich hier ansehen.


Es kreucht und fleucht. Totholzgarten voller Leben

12.01.2022 - Erste Untersuchungen am 2020 errichteten Totholzgarten in der Schwetzinger Hardt belegen den Erfolg dieser Naturschutzmaßnahme. Viele seltene und gefährdete Arten haben sich schon angesiedelt.

 

Berliner Prachtkäfer, Marienprachtkäfer, Zierlicher Haarzungen-Faulholzkäfer: Rund 50 totholzbewohnende Käferarten, darunter auch Urwaldreliktarten, wurden im ersten Totholzgarten Baden-Württembergs im Regionalen Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt nachgewiesen. Sechs der in diesem ersten Monitoring gefundenen Käferarten gelten bundesweit sogar als stark gefährdet.

 

Auf dem großen Holzlagern ähnelndem Arrangement wurden außerdem rund 50 verschiedene Pilzarten erfasst. Davon ist eine Art, der Olivbraune Braunsporrindenpilz, auf der Roten Liste geführt. Mit fortlaufendem Zersetzungsprozess in den kommenden Jahren wird die artenschutzfachliche Bedeutung des Totholzgartens nicht nur bei den Pilzen weiter zunehmen. Es ist davon auszugehen, dass viele weitere seltene und bedrohte Pilzarten folgen werden. Der Totholzgarten bietet gewissermaßen ein „Schaufenster“ in die Natur, denn viele Arten kommen unbemerkt in unseren Wäldern vor. Mit der genauen Beobachtung des Totholzgartens wird sichtbar, welche biologische Vielfalt in den heimischen Wäldern einen Lebensraum findet.

 

Die Ergebnisse zeigen, welch wichtigen Beitrag ein Totholzgarten zum Erhalt der biologischen Vielfalt bereits nach einem Jahr leisten kann. Dass abgestorbene Bäume im Wald ein entscheidender Bestandteil des Ökosystems sind, ist Försterinnen und Förstern dabei schon seit vielen Jahren bewusst. Deshalb wird nicht nur im Totholzgarten auf den Erhalt von Totholz geachtet, sondern dieser Aspekt bei der täglichen Arbeit im Wald immer berücksichtigt. Die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur bestätigen diese Bemühungen: die Wälder Baden-Württembergs haben demnach im bundesweiten Vergleich die höchsten Totholzvorräte.

 

Bei dem Totholzgarten handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Walldorf, dem Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises, dem Landesbetrieb ForstBW sowie der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA). Er befindet sich im Staatswald am Reilinger Weg zwischen der Bürgerbegegnungsstätte Reilingen und der B291 am Fuße der Düne Hoher Stein im Staatswald.

 

Bestückt wurde der Totholzgarten mit absterbenden Baumstämmen, die aus Pflegemaßnahmen für den Erhalt verschiedener seltener Lichtwaldlebensräume stammen, wie dem Weißmoos-Kiefernwald.

 

Im Auftrag der Projektpartner soll die weitere Entwicklung durch Artenmonitoring fortan begleitet werden. Aber auch alle Waldinteressierten sind eingeladen, den Totholzgarten zu besuchen, um ihre ganz eigenen Beobachtungen zu machen.

 

Leitet Herunterladen der Datei einHier kommen Sie zum Monitoring Bericht des Totholzgartens.


MeineWaldzeit-Umfrage Online: Nehmen Sie jetzt teil und zeigen Sie uns Ihren Lieblingswald!

15.04.2021 - Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten ist der Wald für viele Menschen ein wichtiger Ort für die Freizeit- und Erholungsnutzung. ForstBW möchte daher mehr über die Ansprüche der Bevölkerung an den Wald im städtischen Verdichtungsraum erfahren, um sie in das Management des Staatswaldes einfließen zu lassen. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) entwickelte hierfür eine Online-Umfrage mit Kartierungsfunktion, in der Waldbesucher*innen Angaben zu ihrem Freizeitverhalten im Wald machen können. Diese Umfrage wird aktuell (bis Mitte Juli 2021) im Forstbezirk Hardtwald durchgeführt.

 

ForstBW und die FVA möchten von den Teilnehmer*innen erfahren, welche Wege sie nutzen, welche Orte sie mögen und was sie im Wald gerne machen. Diese positiven Angaben zum Waldbesuch, sowie die wahrgenommenen negativen Aspekte, können in die Online-Karten der Umfrage eingezeichnet werden. 

Mehr Infos unter www.meinewaldzeit.de

 

Die Umfrage ist beendet, vielen Dank für Ihre Teilnahme. Die Ergebnisse erfahren Sie demnächst hier.


Lebensraum Düne - Ein Juwel der Artenvielfalt

Vorher-Nachher Video über den Schwetzinger Buckel

15.03.2021 - Sandflächen sind ein besonders seltener Lebensraum. Tier– und Pflanzenarten, die darauf angewiesen sind, stehen unter besonderem Schutz. ForstBW übernimmt Verantwortung beim Artenschutz und schafft auf dem Schwetzinger Buckel in der Schwetzinger Hardt einen neuen Sandlebensraum.

 

Die Düne ist hier zu finden: goo.gl/maps/Mu7rV6qwLnT4urSv8

Koordinaten: 49°19'14.0"N 8°36'42.3"E


Neuer Calisthenics Park

Calisthenics – klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. 

17.02.2021 - Es handelt sich dabei um eine neue Trendsportart, die in Amerika schon sehr viele Anhänger hat und hierzulande immer beliebter wird. Aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet Calisthenics „schöne Kraft“. Und genau das ist das Ziel dieses Ganzkörpertrainings. Durch Eigengewichtsübungen wird Muskelmasse aufgebaut, die Kondition gestärkt und Krankheiten vorgebeugt. Das Besondere daran: Niemand muss dafür in ein Fitnessstudio. Trainiert wird im Freien, überall dort, wo Calisthenics-Parks aufgebaut sind. 

Der Staatsforstbetrieb ForstBW hat eine solche Anlage nun in der Schwetzinger Hardt geschaffen, genau an der Kreuzung Pumpwerkweg/Ketscher Weg. Zuvor hatten Privatleute an der gleichen Stelle ein Provisorium für Kraftübungen geschaffen. Eine kreative Idee, doch aus Sicherheitsgründen konnte diese keinen Bestand haben. Ein ersatzloser Rückbau stand zur Debatte. Doch zum Glück wurde eine attraktive Alternative gefunden – Calisthenics. 

 

Gerade in diesen Zeiten, in der die Studios geschlossen sind, die Übungsabende in den Vereinen nicht möglich sind, bietet sich diese individuelle Sportart an. Aber auch nach dem Lockdown wird sie viele Anhänger begeistern. Jeder kann selbst entscheiden, welches Programm er an den Barren- und Reckstangen absolviert. Klimmzüge, Sit Ups, Liegestützen sind für den Einstieg bestens geeignet, Fortgeschrittene hangeln sich an den Stangen entlang oder nützen das Angebot für ausgefeilte Eigengewichtsübungen, um die gesamte Muskulatur zu stärken. Auf einer Tafel werden Tipps gegeben, der eigenen Phantasie sind ohnehin keine Grenzen gesetzt. Wer möchte kann auch eigenes Equipment, wie zum Beispiel Bänder oder Ringe, mitbringen. Ebenso bieten sich Kombinationen mit Joggen, Spaziergängen oder einer Radtour an. Die Anreise mit motorisiertem Fahrzeug ist im Wald bekanntlich ohnehin nicht erlaubt. 

Der Wald spielt bei der Naherholung schon immer eine bedeutende Rolle. Bewegung an der frischen Luft stärkt nachweislich das Immunsystem und die Psyche. Mit dem neuen Angebot erschließt sich den Besuchern eine zusätzliche Kraftquelle. Wer Calisthenics praktiziert, der tut sich selbst etwas Gutes. Ganz einfach. 

https://goo.gl/maps/nUzf7ZK7JR4krYik6


Herstellung eines Sandbiotops - Düne Schwetzinger Buckel wird geöffnet

03.12.2020 - Die Schwetzinger Hardt verfügt über ein enormes Potenzial für den Artenschutz. Die Binnendünen und Flugsandfelder sind ein einzigartiger Lebensraum für vielerlei gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Damit sich dieses Potenzial jedoch gänzlich entfalten kann, muss der Mensch zunächst kräftig eingreifen.

 

Bei der Düne Schwetzinger Buckel handelt es sich um ein Landschaftselement, welches nach der letzten Eiszeit vor 10-15.000 Jahren entstanden ist. Durch die aufkommende Vegetation wurden die wandernden Dünen festgesetzt. Mit der Festlegung der Dünen setzte die Bodenbildung in den ursprünglich kalkreichen Flugsanden ein. Die stattfindende Humusbildung führte zum Verlust des Sandlebensraums. Für das Ökosystem Wald ist der fruchtbare Humus zwar essenziell, um jedoch die hochspezialisierten Arten der Sandlebensräume wieder anzusiedeln, müssen Sandflächen neu geschaffen werden.

 

Die Bodenoberfläche der Sande erhitzt sich in der Mittagszeit auf Temperaturen von über 60°C. Auch herrscht großer Mangel an Wasser und Nährstoffen. Nur „Spezialisten“ mit ausgefeilten Überlebensstrategien können bei diesen Extrembedingungen existieren.

 

Der Baumbestand der Düne, bestehend aus Kiefer und Buche, ist durch die Trockensommer der vergangenen Jahre verloren gegangen. Eine Wiederbewaldung durch Pflanzung ist an diesem Standort wenig erfolgversprechend. Würde nichts unternommen werden, würde eine Fläche mit Kermesbeeren zurückbleiben, da der Boden mit den Samen des Neophyts durchsetzt ist.

 

Der Staatsforstbetrieb ForstBW schafft nun die Voraussetzungen für die Besiedlung mit den „Spezialisten“ des Sandlebensraumes. Auf dem Dünenzug des Schwetzinger Buckels, unweit der Vesperhütte, wird auf einer ein Hektar großen Fläche die Strauch- und Baumschicht entfernt. Anschließend werden die Stöcke gerodet und der humose Oberboden mittels eines Baggers abgetragen. Durch die Maßnahme und den Abtrag des Oberbodens erfährt die Fläche nun eine artenschutz- und naturschutzfachliche Aufwertung. In den Folgejahren sind dann Pflegemaßnahmen notwendig, um die Zielvegetation zu etablieren.

 

Vergleichbare Projekte, wie zum Beispiel am Saupferchbuckel, zeigen große Erfolge. Zahlreiche schutzbedürftige Pflanzenarten sind nachgewiesen. Daran gilt es jetzt anzuknüpfen – auch um den Biotopverbund zu stärken.

 

Mit der Wiederherstellung der offenen Sandlebensräume leistet ForstBW einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz.

 

goo.gl/maps/Mu7rV6qwLnT4urSv8

Koordinaten: 49°19'14.0"N 8°36'42.3"E


Totholzgarten eröffnet

19.11.2020 - Das Regionale Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt ist um eine Attraktion reicher: Hier wurde der erste Totholzgarten in Baden-Württemberg angelegt.

 

 

 

In der Schwetzinger Hardt gibt es seltene und geschützte Biotope. Um diese wertvollen Lebensräume der Lichtwälder und dessen Artengemeinschaften zu erhalten, sind stetige Pflegemaßnahmen notwendig. Das dabei anfallende Totholz sollte jedoch nicht ungenutzt bleiben. Schließlich ist abgestorbenes und sich allmählich zersetzendes Holz für eine Fülle von Pilz-, Tier-und Pflanzenarten elementar. Totholz ist Lebensraum und Nahrungsquelle zugleich. Durch die Anlage des Totholzgartens bleibt dieses Habitat langfristig erhalten und kann sich weiterentwickeln.  Es ist in die Umgebung integriert, denn in den angrenzenden Lichtwäldern finden die im Totholz angesiedelten Insekten ausreichend Blütennahrung.

 

 

 

Der Totholzgarten ist für Waldbesucherinnen und Waldbesucher frei zugänglich. Er befindet sich am Reilinger Weg zwischen der Bürgerbegegnungsstätte Reilingen und der B291 am Fuße der Düne Hoher Stein. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie hier nach und nach neues Leben entsteht. Bei der Anlage handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Forstlichen Versuchs-und Forschungsanstalt (FVA), der Stadt Walldorf, des Rhein-Neckar-Kreises und des Staatsforstbetriebes ForstBW.

 

Hier finden Sie den Totholzgarten: 

49°18'32.2"N 8°36'06.3"E

https://goo.gl/maps/GyxFy18rKLrZ3cLx5


Schwetzinger Hardt - Rücksichtnahme beim Waldbesuch

14.04.2020 - Der Wald dient seit jeher als Erholungsraum und Kraftquelle. Die reine Luft und die Ruhe tun gut, das Immunsystem wird nachweislich gestärkt, der Stress abgebaut. Das ist in Zeiten von Corona von besonderer Bedeutung. Selten zuvor wurden so viele Waldbesucher registriert, auch die Schwetzinger Hardt erfreut sich großer Beliebtheit. Dieses 3.125 Hektar große Naherholungsgebiet steht weiterhin allen Bürgerinnen und Bürgern offen. Damit die Lebensgemeinschaft Wald keinen Schaden nimmt, müssen jedoch die Verhaltensregeln im Waldschutzgebiet eingehalten werden:

  • Hunde müssen in der Zeit vom 01. Februar bis 31. August an die Leine. Bodenbrütende Vogelarten benötigen in dieser Zeit für ihre Balz, Brut und Aufzucht besonderen Schutz.
  • Das Reiten ist nur auf den mit einem Pferdekopf gekennzeichneten Wegen erlaubt.
  • Bitte bleiben Sie auf den Wegen, damit die Tiere nicht bei der Aufzucht ihres Nachwuchses gestört werden.
  • Geocaching oder ähnliche Aktivitäten sind im Schon- und Bannwald nicht zulässig. Auch im Erholungswald sollten in der Brut- & Setzzeit die Wege nicht verlassen werden.
  • Beachten Sie das Rauch- und Feuerverbot vom 01. März bis zum 31. Oktober.
  • Hinterlassen Sie keinen Müll oder Essensreste.
  • Benutzen Sie ausschließlich die ausgeschilderten Waldparkplätze. Fahrwege müssen jederzeit für Rettungskräfte freigehalten werden. Rettungsgassen bedarf es nicht auf der Autobahn, sondern auch im Wald.
  • Das Betreten von Jagdeinrichtungen ist untersagt.

Das aktuelle Abstandsgebot gilt natürlich auch im Wald. „Rudelbildung“ ist den Wildtieren vorbehalten. Wenn alle Besucher diese Hinweise beachten, steht einem erholsamen Waldbesuch während dieser außergewöhnlichen Zeit nichts im Wege. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

 


Was schätzen die Menschen in der Schwetzinger Hardt?

21.05.2019 - In einer groß angelegten Umfrage hat die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in den Modellregionen Stuttgart, Karlsruhe und Schwetzinger Hardt untersucht, was die Menschen von „ihrem“ Wald erwarten, wie sie ihn nutzen und was ihnen im Wald wichtig ist. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Sie wurden in anschaulichen Karten zusammengefasst.

 

Allein im Gebiet um die Schwetzinger Hardt haben sich 770 Personen an der Umfrage beteiligt. „Die Ergebnisse dieser Befragung sind nicht nur für die Wissenschaft interessant“, betont der Leiter der Kreisforstamtes Dr. Dieter Münch. „Auch für unsere praktische Arbeit im Waldschutzgebiet liefern sie uns wichtige Erkenntnisse. Die Umfrage hat uns beispielsweise gezeigt, welche Orte im Wald besonders beliebt sind bzw. welche nicht. Damit wir das Waldschutzgebiet mit seiner Erholungsfunktion auch in Zukunft weiter entwickeln können, brauchen wir diese Informationen.“

So haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie insgesamt 2021 Orte im Wald markiert, die für sie bedeutsam sind - und zwar im Hinblick auf: Erholung, Umweltbildung, die historische Bedeutung, Spiritualität, Inspiration, Schönheit und mehr. Aus der Auswertung all dieser Punkte ergeben sich Hotspot-Karten, die zeigen, welche Orte die Menschen im Wald besonders attraktiv finden. Rot eingefärbt sind dabei Bereiche mit einer sehr hohen Dichte dieser Markierungspunkte. Über gelb nach grün nimmt die Dichte dieser Punkte ab.

 

Anziehungspunkte im Wald sind demnach Gewässer (Hardtbach, Teich-Biotop), Naturschutzflächen wie die Walddünen und der „Kartoffelacker“, das Wildgehege und Infrastruktur zum Rasten (Hütten). Auch der Golfplatz und andere Angebote für sportliche Aktivitäten (z.B. der Trimm-Dich-Pfad) sind sehr beliebt. Eine geringere Rolle spielt dagegen, welche Baumarten vorkommen, wie alt und groß die Bäume sind oder ob das Kronendach eher licht oder geschlossen ist.

 

Was schätzen die Waldbesuchenden in der Hardt?

 

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Menschen mit der Schwetzinger Hardt viele (Kindheits-)Erinnerungen verbinden, gerne dort Sport machen, das Waldschutzgebiet für Ausflüge mit Familie und Freunden nutzen sowie dort Natur und Stille genießen.

Welche Aspekte im Wald für die Menschen von besonderer Bedeutung sind, illustriert folgende Grafik der FVA:

 

Für die Attraktivität des Erholungswaldes sind demnach nicht nur biologische und waldbauliche Faktoren entscheidend. „Die Menschen suchen in der Schwetzinger Hardt das Naturerlebnis. Das zeigt sich an der Beliebtheit der Biotope“, so Dr. Tina Gerstenberg von der FVA. „Zugleich schätzen die Befragten Orte, an denen sie sich mit Familie und Freunden treffen können, sie Anregungen für sportliche Aktivitäten vorfinden, Geschichte erlebbar wird oder Waldwissen ansprechend aufbereitet wurde.“


Welche Wege nutzen die Menschen?

 

Die Menschen nutzen in der Schwetzinger Hardt vor allem jene Wege, die verschiedene Hardtgemeinden miteinander verbinden. Rot eingefärbte Bereiche markieren eine sehr hohe Nutzungsintensität, die im Übergang zu gelb und grün abnimmt.


„Das hat für uns eine ganz praktische Bedeutung“, sagt Dr. Dieter Münch. „Wenn wir durch waldbauliche Arbeiten die Wege sperren oder verschmutzen, wissen wir jetzt genau: Welche der Wege sollten wir vorrangig wiederherstellen und für die Erholungssuchenden frei machen.“ Gerade für eine dicht besiedelte Region wie die Schwetzinger Hardt sind solche Informationen wichtig, um Konflikten systematisch vorzubeugen, die sich aus verschiedenen Nutzungsinteressen ergeben. Die Aussagen der Studienteilnehmer liefern viele Erkenntnisse, um den Dreiklang aus „Naturschutz“, „Holzproduktion“ und „Erholung“ in der Praxis umzusetzen.

 

Weitere Ergebnisse aus dem Projekt „Urban Forestry“

 

 

30.04.2019

Vom Sämling zum Baumriesen

Das Kreisforstamt kümmert sich um den Wiederaufbau trockenheitsgeschädigter Waldbestände in der Schwetzinger Hardt.

 

Vorsichtig setzt Forstwirt Jonas Senger die Kieferpflanze in das Pflanzloch.

Der trocken-heiße Sommer des Jahres 2018 hat zu deutlichen Lücken im Hardtwald geführt. Jetzt im Frühjahr werden die ersten Lücken wieder neu bepflanzt und gesät. Die Forstwirte des Landesbetriebs ForstBW haben im April unter anderem einen durch Sturm, Trockenheit und Folgeschäden abgestorbenen Kiefernbestand neu angelegt. Die Fläche grenzt von Südwesten her an den Viehtriebweg und befindet sich ungefähr auf Höhe des Bannwalds „Franzosenbusch“.

 

Welche Bereiche werden bepflanzt?


„Wir bepflanzen vor allem die Bereiche, wo Gräser, Moos oder Kronenreisig das Keimen feiner Samen erschweren“, erläutert Forstrevierleiter Achim Freund die Pläne in seinem Revier. „Hier auf dieser Fläche sind 3.000 kleine Kiefern vorgesehen, auf einer weiteren Fläche nochmal 2.000 Roteichen und im Herbst 5.000 Traubeneichen. Auf großen Teilen der freien Fläche haben wir aber auch mit einem Bagger den Boden frei geräumt. Hier können die Samen der verbliebenen Altbäume auf der Fläche oder aus den umliegenden Beständen gut keimen und anwachsen. Denn in der Regel ziehen wir die sogenannte Naturverjüngung der Pflanzung vor. Sollten je keine Samenbäume in der Nähe sein, haben wir zur Ergänzung noch zwei Kilogramm Kiefernsamen besorgt, das reicht für über 20.000 Quadratmeter aus!“

 

Bis zur Pflanzung werden die Pflänzchen in einem Eimer schön feucht gehalten.

Welche Baumarten kommen in Frage?


„Die Wuchsbedingungen für unsere Waldbäume verändern sich derzeit rasant, vor allem durch steigende Temperaturen und wenige Niederschläge in den Sommermonaten“, stellt Dr. Dieter Münch, Leiter des Kreisforstamts fest. „Zunächst versuchen wir die am besten an Trockenheit und Wärme angepassten heimischen Baumarten, wie die Kiefer und die Traubeneiche zu verwenden. Letztere wird allerdings besonders gerne vom Maikäferengerling befallen. Gemeinsam mit der FVA Freiburg betreiben wir eine intensive Bestandserhebung der Maikäferengerlinge. Auf besonders stark befallenen Flächen wird vorerst nicht gepflanzt, auf weniger stark befallenen Flächen ist die Roteiche mitunter eine gute Alternative zur Traubeneiche. Sie wird nicht so sehr gefressen.“
 
Welche Chance haben die heute angelegten Waldbestände?


„Der Anwuchserfolg hängt stark vom Witterungsverlauf über die Sommermonate ab. Die Wurzeln der zarten Pflanzen reichen nur wenige Zentimeter in den Boden und auf der freien Fläche gibt es kaum Schatten. Regelmäßige und ergiebige Niederschläge sind dringend notwendig. Langfristig zielt unsere waldbauliche Pflege darauf ab, kräftige Bäume zu erhalten und zu dichte Bestände zu verhindern“, so Achim Freund.
„Und mit der weiter voranschreitenden Klimaveränderung“, ergänzt Dr. Münch, „wird auf den trockenen Sandböden alleine mit derzeit heimischen Baumarten nur schwer ein geschlossener Wald zu erhalten sein. Deshalb laufen erste Versuche mit Baumarten aus südlichen Ländern wie der Zeder, dem Baumhasel, der Hopfenbuche oder der Zerreiche.“

 

 

19.03.2019

Kiefern durch Trockenheit massiv geschädigt

Der Klimawandel wird in der Schwetzinger Hardt deutlich sichtbar: Die Trockenheit vom letzten Sommer und Sekundärschädlinge haben vor allem den Kiefern stark zugesetzt. Die Forstwirtschaft muss das Schadholz jetzt aufarbeiten und den Wald sukzessive mit klimastabileren Arten verjüngen. 

 

Die Trockenheit vom letzten Sommer zeigt Spuren: Die Altkiefern im Hintergrund sind nur schwach benadelt; noch deutlicher sind die Ausfälle beim Jungwuchs durch Trockenheit und Fraß der Maikäferengerlinge.

 

In den Wäldern der Unteren Lußhardt und der Schwetzinger Hardt werden derzeit große Holzmengen geerntet. Grund für die umfangreichen Fällmaßnahmen ist das Absterben der für diese Wälder so typischen Baumart Kiefer. Schon seit Jahren sorgt die Kombination aus sandigen Böden, Wassermangel und Fraß der Maikäferengerlinge für erhebliche Ausfälle.

Doch das, was sich seit vergangenem November abzeichnet, macht die Förster sprachlos. Vor allem ältere, über 70-jährige Kiefern sind nur spärlich benadelt, mitunter an jedem dritten bis vierten Baum erscheinen die Nadeln rötlich. Ein Pilz verursacht dieses Treibsterben. Sobald sich die Nadeln langsam rot verfärben, ist das Absterben nicht mehr aufzuhalten. Die Kiefer wird nicht mehr austreiben, sondern verliert bald ihre Nadeln und Rinde. Auch Laubbäume, vor allem die Buche, sterben zahlreich ab.

Diese Kiefer ist bereits vollständig abgestorben.

 

Trockenstress und Schädlinge machen den Bäumen zu schaffen

Auslöser für das beschleunigte Absterben ist in erster Linie die Trockenheit des vergangenen Jahres. Bei drei Grad Celsius über der langjährigen Durchschnittstemperatur fielen landesweit gerade einmal 54 Prozent der üblichen Regenmenge. Wenn der erhebliche Trockenstress alleine nicht tödlich war, so konnten Sekundärschädlinge wie Pracht- und Borkenkäfer sowie Pilze die geschwächten Bäume mühelos befallen und sie nun etwas zeitverzögert zum Absterben bringen.

Vorerst bleibt den Förstern nur, die kranken Bäume zeitnah zu fällen, solange das Holz noch nicht von Pilzen zersetzt und dadurch unverwertbar ist. So kommt es zumindest noch einer sinnvollen Verwendung zu. Bis April dieses Jahres werden nahezu 20.000 m³ Holz aufgearbeitet sein. Somit wird im Frühjahr bereits die Menge des regulären Holzeinschlags für das ganze Jahr erreicht sein.



    

Das Holz erst kürzlich abgestorbener Bäume ist noch von guter Qualität und kann als Bauholz verwendet werden.

 

Seit längerem abgestorbenes Holz wird zusehends von Pilzen zersetzt. Es verfärbt sich, wird mürbe und ist lediglich zur Herstellung von Spanplatten zu verwenden.

Verjüngung mit klimastabileren Baumarten

„Die großen Holzmengen entlang der Waldwege werfen nicht nur bei Waldbesuchenden Fragen auf. Es macht auch uns Forstleute fassungslos. Denn die Arbeit von Generationen an Förstern, Waldarbeitern und in der Vergangenheit auch Kulturfrauen, verschwindet innerhalb kürzester Zeit.“, erläutert Dr. Dieter Münch, Leiter des Forstamts Rhein-Neckar-Kreis, die aktuell schwierige Situation. In den Hardtwäldern der ohnehin klimatisch warmen nördlichen Oberrheinebene verändert sich das Klima offensichtlich schneller, als der Wald sich von selbst daran anpassen kann“, so Münch. Umso wichtiger ist es, dass durch aktives waldbauliches Handeln der Wald verjüngt wird und vermehrt klimastabile Baumarten wie heimische Eichen oder Hainbuchen aber auch Roteichen, mediterrane Eichen-Arten oder Atlas-Zedern angebaut werden.
„Die Wälder der Hardt sind in Bedrängnis!“, so Dr. Münch. „Wir bitten die Bevölkerung um Verständnis für den ungewollt hohen Holzeinschlag.“